Rückblick auf die Veranstaltung „Quantentechnologie in und für NRW – wo stehen wir?“

Wie können wir an der neuen Quantentechnologie teilhaben? Über diese und viele weitere die Quantentechnologie betreffende Fragen diskutierten am Dienstag, 18. November 2025, Fachleute aus Wissenschaft und Wirtschaft in der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste. Die Veranstaltung wurde gemeinsam von der NRW-Akademie und dem Netzwerk „EIN Quantum NRW“ organisiert.

Auf einem Podium sitzen sechs Männer. An der Seite steht an siebter Mann mit einem Mikrofon.

Foto: Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste / Tanja Pickartz 2025


Prof. Dr. Christel Marian, Sekretarin der Klasse für Naturwissenschaften und Medizin der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste, eröffnete die Veranstaltung, die sich mit dem diesjährigen Jahresthema der Akademie „Quantum“ befasste. Anschließend begrüßte die Staatssekretärin im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Gonca Türkeli-Dehnert, auch im Namen der Nordrhein-Westfälischen Wissenschaftsministerin Ina Brandes die Gäste, zu denen unter anderem Prof. Dr. Manfred Bayer, Rektor der Technischen Universität Dortmund, und Prof. Dr. rer. nat. Dr. h.c. mult. Ulrich Rüdiger, Rektor der RWTH Aachen, gehörten.  

Die Staatssekretärin bezeichnete die Quantentechnologie als „eines der faszinierendsten Forschungsfelder unserer Zeit“, das uns immer wieder dazu herausfordere, weiter zu denken. Denn auch wenn wir die Quantentechnologie schon lange und in vielen verschiedenen Bereichen nutzen, stellt sie doch hohe Ansprüche an unsere Einsichtsfähigkeit. Gleichzeitig verwies Gonca Türkeli-Dehnert darauf, dass es in Nordrhein-Westfalen bereits ein umfangreiches und gut etabliertes Quantennetzwerk aus Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Start-ups gebe.

Renommierte Experten führen mit ihren Vorträgen in das Thema ein

Thematisch führten drei renommierte Experten in das Thema des Nachmittags und Abends ein. In ihren Vorträgen betrachteten sie die Quantentechnologie aus unterschiedlichen Blickwinkeln.

Prof. Dr. Immanuel Bloch, wissenschaftlicher Direktor am Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching und Professor für Experimentalphysik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, und Prof. Dr. Mario Berta, der an der RWTH Aachen zu Algorithmen für Quantencomputer forscht, vertraten hierbei die wissenschaftliche Sichtweise. Immanuel Bloch sprach von einer „Boomphase“, in der sich die Quantentechnologie aktuell befinde. Wohin diese Reise gehe und wo die Quantentechnologie beispielsweise in 20 Jahre stehe, sei allerdings schwer vorherzusagen.

Deutlich konkretere Vorhersagen wagte hingegen Axel Föry von ID Quantique, einem Unternehmen, das auf Quantentechnologie basierende IT-Sicherheitslösungen anbietet. Der Ingenieur verglich die aktuelle, zweite Welle der Quantentechnologie mit der Industriellen oder der Digitalen Revolution und prognostizierte: „In fünf Jahren ist nichts mehr sicher“. Spätestens dann sei der Quantencomputer dazu in der Lage, 99 Prozent aller klassischen Verschlüsselungen zu entschlüsseln. Darauf müsse sich die Wirtschaft vorbereiten.

Mario Berta wies unterdessen in seinem Vortrag darauf hin, dass Quantencomputer überhaupt nur dann nützlich und konventionellen Supercomputern überlegen sind, wenn spezifische Quantenalgorithmen für Lösungsstrategien bekannt sind – und das sind bis heute nicht sehr viele. Der Wissenschaftler illustrierte dieses Problem und erklärte, wie Quantenalgorithmen erforscht und entwickelt werden können.

Paneldiskussion zum Thema „Wie können wir an der neuen Quantentechnologie teilhaben?“

Im Anschluss an die Vortragsrunde folgte eine Paneldiskussion, an der auch noch zwei weitere Experten teilnahmen: Dr. Bernd Burchard, Vice President IP Management bei Elmos Semiconductor SE in Dortmund und Manfred Rieck, der Leiter der Forschungsgruppe für Quantentechnologie bei der Deutschen Bahn. Moderiert wurde die Diskussionsrunde von Prof. Dr. Dieter Meschede, der das Publikum als Initiator der Veranstaltung bereits durch den gesamten Abend geführt hatte. Unterstützt wurde er bei der nun folgenden Gesprächsrunde von Dr. Daniel Stadler, dem Geschäftsführer des Netzwerks „EIN Quantum NRW“.

Die Experten diskutierten über Chancen und Risiken der Quantentechnologie. Thematisiert wurde die Gefahr, dass geheime Daten entschlüsselt werden könnten, aber auch die Möglichkeit, völlig neue Anwendungsgebiete zu entdecken, von denen wir heute noch gar nichts ahnen. Und schließlich ging es auch um die Bedeutung der Quantentechnologie für den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Nordrhein-Westfalen. Hier waren sich die Fachleute einig, dass an den Hochschulen als auch in der Wirtschaft bereits sehr viel Potenzial vorhanden ist, dass jedoch eine Konzentration auf ausgewählte Felder wie zum Beispiel Quantenalgorithmen den Impakt aus NRW erhöhen könnte. „Wir müssen lernen, noch viel besser zusammenzuarbeiten“, brachte es Dieter Meschede in seinem Schlusswort auf den Punkt.

Wie diese Zusammenarbeit aussehen und was aus ihr heraus entstehen kann, das zeigten die Unternehmen und Start-ups, die sich vor, während und nach der Veranstaltung im Foyer der Akademie präsentierten. 

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