Neue Publikation: Akademie-Mitglieder betrachten Migration aus verschiedenen Blickwinkeln

Autorinnen und Autoren der Arbeitsgruppe Migration veröffentlichen zum Fachsymposium und Leo Brandt-Vortrag „Gesellschaft mit Migrationshintergrund“ am 12. Oktober einen gemeinsamen interdisziplinären Band.

Ende des Jahres 2020 hat sich die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste dazu entschieden, Migration zu ihrem Leitthema zu machen. Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe wurde gegründet. Geistes-, Ingenieur-, Wirtschafts- und Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sind hier genauso vertreten wie Medizinerinnen und Mediziner und Mitglieder der Klasse der Künste.

Zum Fachsymposium und Leo Brandt-Vortrag „Gesellschaft mit Migrationshintergrund“ am 12. Oktober legen mehrere Autorinnen und Autoren der Arbeitsgruppe eine gemeinsame interdisziplinäre Publikation vor. Fachleute verschiedenster Disziplinen betrachten darin das Phänomen der „Migration“ aus unterschiedlichen Blickwinkeln.

Zu Wort kommen renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wie Professor Thomas Faist. Der Professor für Soziologie der Universität Bielefeld hat auch den Vorsitz der Arbeitsgruppe übernommen. Professorin Dr. Angelika Nußberger, Professorin für osteuropäisches Recht und Rechtsvergleichung der Universität zu Köln, kennt die rechtlichen Komponenten von Migration. Sie weiß, dass es zwar ein Menschenrecht gibt, das eigene Land verlassen zu dürfen. Eine Garantie, in ein fremdes Land zu gehen und sich dort niederzulassen, gibt es aber nicht.

Dass wir alle einen Migrationshintergrund haben, ist einer der Aspekte, die Professor Dr. Rudolf Stichweh in die Diskussion mit einbringt. Denn die Besiedlung der Erde durch den Homo Sapiens war insgesamt ein gewaltiger Migrationsvorgang. Stichweh ist Dahrendorf-Professor für Theorie der modernen Gesellschaft und Direktor des Forum Internationale Wissenschaft der Universität Bonn.

Und welche Rolle spielen die Kirchen beim Thema Migration? Schließlich suchen Flüchtlinge nicht selten Schutz im Kirchenasyl. Auch diese Thematik wird dank der Mitwirkung von Professor Dr. Arnulf von Scheliha, Professor für Theologische Ethik an der Evangelisch-Theologischen Fakultät und Direktor des Instituts für Ethik und angrenzende Sozialwissenschaften der Universität Münster, beleuchtet. Flüchtlinge nehmen beim Thema Migration eine Sonderrolle ein. Sie verlassen ihre Heimat nie freiwillig. Oft müssen sie um ihr Leben fürchten. Was bedeutet das für die Psyche der Flüchtenden aber auch für psychologische Prozesse in den Ankunftsländern? Diese Frage erörtert Professor Dr. Gerald Echterhoff, Professor für Sozialpsychologie der Universität Münster.

Natürlich spielt bei alledem auch die historische Komponente eine wichtige Rolle. Deshalb befasst sich Dr. Anne Friedrichs, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte und Alumna des Jungen Kollegs, mit dem Wandel von Gastfreundschaft und der Kategorisierung Schutzsuchender in der Geschichte.

In der Publikation legen aber nicht nur Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler ihre Gedanken dar. Professorin Dr. Katharina Kohse-Höinghaus, Professorin für Physikalische Chemie der Universität Bielefeld, versucht sich in ihrem Beitrag den Migrationsprozessen aus naturwissenschaftlich-technischer Perspektive anzunähern. Der Präsident des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen und Professor für Wirtschaftspolitik und angewandte Ökonometrie der Universität Bochum, Professor Dr. Christoph M. Schmidt, und Professor Dr. Walter Krämer, Professor für Wirtschafts- und Sozialstatistik der Universität Dortmund, betrachten Wanderungsentscheidung unterdessen aus ökonomischer Sicht. Menschen streben stets danach, mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln das Beste aus ihrer Situation herauszuholen. Ein Wechsel des Wohnortes kann hier durchaus eine lohnenswerte Option sein.

Und schließlich hat Professor Dr. Hans Peter Thurn als Professor em. für Soziologie an der Kunstakademie Düsseldorf die Migration von Künstlerinnen und Künstlern im Blick. Für diese ästhetisch schöpferischen Menschen scheint es in gewisser Weise normal zu sein, auf der Suche nach Publikum, Einnahmen und Gleichgesinnten durch die Welt zu reisen.

Zur Publikation „Gesellschaft mit Migrationshintergrund“