Neu in der Akademie: Prof. Pia Fries (Klasse der Künste)

„Durch sieben siebe“ ist der Titel einer Werkgruppe von Prof. Pia Fries. Sie zeigt Körperteile einer antiken Heldenfigur, abgedruckt in leuchtenden Farbtönen. Eines der Werke ist im Hentrichhaus des Düsseldorfer Künstlervereins Malkasten zu sehen.

Porträt Pia Fries

Foto: Anne Domday

Im Hentrichhaus des Düsseldorfer Künstlervereins Malkasten hängt ein Werk aus der Gruppe "Durch sieben siebe" von Pia Fries.

Foto: Achim Kukulies

Im Hentrichhaus des Düsseldorfer Künstlervereins Malkasten hängt ein Werk aus der Gruppe "Durch sieben siebe" von Pia Fries.

Die Werke von Prof. Pia Fries entstehen selten allein mit dem Pinsel. Seit dem Jahr 2000 kombiniert die Künstlerin ihre ohnehin schon besondere und einmalige Art der Malerei auch mit Druckgrafik. Foto: Achim Kukulies

Es heißt, Prof. Pia Fries vereinige in ihren Werken Malerei und Bildhauerei. Die Meisterschülerin von Gerhard Richter hat vor ihrem Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie die Klasse für Bildhauerei von Anton Egloff in Luzern besucht. Vor diesem Hintergrund erscheint es passend, dass sie für ihre Werkgruppe „durch sieben siebe“ eine der berühmtesten Skulpturen der Antike, die Statue des Herkules Farnese, in ihre Einzelteile zerlegt hat.

Natürlich hat die gebürtige Schweizerin, die schon lange in Düsseldorf lebt, die Skulptur nicht beschädigt. Sie steht nach wie vor unversehrt im Archäologischen Nationalmuseum in Neapel. Die drei Meter hohe Statue hat auch nicht Modell gestanden für die Körperteile, die Pia Fries mit dem Siebdruckverfahren auf die 1,5 Meter hohe und sieben Meter lange Papierbahn übertragen hat. Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass die abgedruckten Körperfragmente ausschließlich zur muskulösen Rückseite der Skulptur gehören. Pia Fries Druckvorlage ist der Kupferstich Herkules Farnese von Hendrick Goltzius. Der niederländische Künstler hat ihn um 1592 geschaffen. Er zeigt die Statue von hinten.

Mit 45,3 mal 32,6 Zentimetern ist der Kupferstich im Vergleich zur Skulptur sehr klein. Pia Fries hat die Abbildung der Statue vergrößert. Gleichzeitig hat sie die Heldenfigur in gewisser Weise vom Sockel gestoßen. Sie hat die Körperteile frei auf dem Papier arrangiert, ohne dabei auf die anatomische Richtigkeit zu achten. „Außerdem habe ich meinen Herkules waagerecht hingelegt“, erklärt die Künstlerin.

Pia Fries hat die Herkules-Fragmente in leuchtenden Farbtönen mit verschiedenen Sieben neben- und übereinander auf die Papierbahn gedruckt. Auch wenn es nicht immer wie in diesem Fall Siebe oder andere Drucktechniken sein müssen, sind die wenigsten Werke von Pia Fries allein mit dem Pinsel entstanden. Sie bearbeitet die Farbe mit Rechen, Spachtel, Kamm und Messer. Sie zerschneidet die Farbhaut, kratzt sie ab oder sticht dicke Farbschollen aus. In ihrem Atelier hat sie einen speziellen Kran, mit dem sie die großen Bildträger, die selten wie im Hentrichhaus aus Papier, sondern meist aus Holz sind, anheben, schaukeln und rütteln kann.

Pia Fries Bilder haben eine eigene Topografie. Mal ist die Oberfläche reliefartig, mal fein und dann gibt es auch Flächen ohne Farbe, an denen bewusst nur das weiße Papier zu sehen ist. Hier wird sie sichtbar, vielleicht sogar spürbar, die Vereinigung von Malerei und Bildhauerei.

Zur Person
Prof. Pia Fries, geboren 1955 in Beromünster/ Schweiz. Sie ist eine Schweizer Künstlerin, die in Düsseldorf lebt und arbeitet. Für den von ihr entwickelten Malereibegriff wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Als erste Frau erhielt sie den Gerhard-Altenbourg-Preis. Ihre Werke werden bei internationalen Ausstellungen wie der Biennale di Venezia gezeigt. Sie hat an mehreren Kunstakademien und Hochschulen gelehrt, zuletzt war sie bis März 2023 Professorin für Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste München.