Neu in der Akademie: Prof. Heike Hanada (Klasse der Künste)

Was machen Räume mit Menschen und umgekehrt? Was wird möglich, wenn beides optimal zusammentrifft? Solche Fragen haben Prof. Heike Hanada schon als junge Künstlerin fasziniert. Als Architektin hat sie daraus eine Handschrift gemacht, die vor allem Kulturorte prägt.

Porträtfoto Heike Hanada
Porträtfoto Heike Hanada
Porträtfoto Heike Hanada

Prof. Heike Hanada entwirft den Eingangsbereich für ein Kunstmuseum in Winterthur. Auch hier verbindet sie Kunst und Raum miteinander und plant unter anderem die Eingangstreppe als Skulptur. Fotos: Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste / Barbara Frommann 2023; Betonmodell, Isabella Pullmann

RaumKunst: Das ist die Handschrift von Prof. Heike Hanada, Architektin und Professorin der TU Dortmund. Aktuell realisiert sie für das „Kunst Museum Oskar Reinhart am Stadtgarten“, Teil eines Museum Komplexes in Winterthur, einen neuen Eingangsbereich. Der Entwurf – zusammen mit der Berliner Künstlerin Ays.e Erkmen entwickelt – will nichts geringeres als Kunst und Stadt völlig neu verbinden.

Das Areal besteht aus drei Gebäuden mit einer der größten Kunstsammlungen der Schweiz. Doch der Bezug zum umgebenden Stadtzentrum stellt sich bislang brüchig dar. Das „Oskar Reinhart am Stadtgarten“, ursprünglich eine Schule, wurde erst 1948-51 zum Museum umgebaut. Dabei musste sich die Architektur der Funktion unterordnen. Das alte schlichte Treppenhaus wurde durch eine monumentale Innentreppe ersetzt. Zugunsten der Ausstellungsfläche verschwand die obere Fensterreihe. Das Gebäude wirkt nun seltsam fremd in seiner Umgebung.

Jene Architektur, welche die Funktion der Form unterordnet, bewährt sich für Heike Hanada aber ebenfalls nicht. Beispiele dafür gibt es auch auf dem Campus der TU Dortmund; klobige Betongebäude mit langen Fluren, vielen Türen und wenig Gestaltungsspielraum. Die Professorin Heike Hanada regt ihre Studierenden dazu an, die Bauten aus ihrer Tristesse zu befreien und ihnen eine zeitgemäße Form einzuschreiben. Die Verbindung zur Kunst spielt dabei eine große Rolle.

Die Architektin Heike Hanada arbeitet so auch in ihrem eigenen Büro. Konzeptionell an der Funktion orientiert, schafft ihre Architektur doch Abstand zu dieser und füllt den Zwischenraum mit künstlerischen Formen. So wird in Winterthur die Eingangstreppe zur Skulptur; gedehnt und in den Stadtraum hinein verlängert. Die neuen Stufenlandschaften auf der Stadt- und auf der Parkseite sind Zugang und Sitzgelegenheit zugleich. Auch wer keinen Museums-besuch plant, kann sich niederlassen und kommt mit Kunst bereits am Eingang ganz ungezwungen und unmittelbar in Kontakt.

Auch für Heike Hanada schließt sich damit der Kreis. Eigentlich entscheidet sie sich nach ihrem Diplom gegen die Architektur. Räume lotet sie zunächst als Künstlerin aus, vor allem mit minimalistischen Rauminstallationen. „Damals kam mir die Verantwortung zu groß vor, Räume für 100 Jahre zu fixieren.“ Schließlich gründet sie dann doch fast 20 Jahre später ihr eigenes Architekturbüro, entwickelt ihre RaumKunst – und wird mit dieser Handschrift vor allem im Kulturbereich erfolgreich.

Zur Person
Prof. Heike Hanada, geboren 1964 in Hoya, ist Inhaberin des Lehrstuhls für Gebäudetypologie an der Technischen Universität Dortmund. Ihr Architekturstudium absolvierte sie an der Universität der Künste Berlin sowie an der University of Tokyo. 2007 gründete sie das hh_laboratory of art und architecture. Erster Erfolg war 2008 der 1. Preis beim Wettbewerb für die Erweiterung der Asplund Bibliothek in Stockholm. 2019 erhielt sie den Thüringer Architekturpreis für das neue Bauhaus Museum Weimar.