Rückblick auf die Veranstaltung „Pierre Boulez in Duisburg-Marxloh“

Wie erleben Kinder aus einem Ankunftsquartier wie Duisburg-Marxloh hochkomplexe klassische Musik? Und was macht es mit ihnen, wenn sie sich intensiv damit beschäftigen? Davon konnten sich am Freitag, 13. Juni, die Besucherinnen und Besucher in der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste selbst ein Bild machen.

Eine Frau steht an einem Rednerpult.

Prof. Dr. Nadine Oberste-Hetbleck, Sekretarin der Klasse der Künste, begrüßte die Gäste.

Mädchen und Jungen in schwarzer Kleidung liegen auf dem Boden und strecken die Arme und Beine in die Luft.

Die Schülerinnen und Schüler präsentierten Choreografien zu der Musik von Pierre Boulez.

Ein Mann spielt Klavier.

Am Klavier wurden die Kinder unter anderem von Vinsenso Husin begleitet.

In einem halbkreisförmigen Raum sitzen Männer und Frauen an Tischen.

Im Anschluss diskutieren Fachleute über das enorme Potenzial des Education-Programms. Fotos: NRW-Akademie / Engel-Albustin 2025

Zu Gast waren Schülerinnen und Schüler der Grundschule Sandstraße und des Elly-Heuss-Knapp-Gymnasiums. Beide Schulen sind Teil des Education-Programms des Klavier-Festivals Ruhr, das Akademiemitglied Prof. Dr. Tobias Bleek aufgebaut und viele Jahre lang geleitet hat.

Nach einer Begrüßung durch die Vizepräsidentin und Sekretarin der Klasse der Künste, Prof. Dr. Nadine Oberste-Hetbleck, führte der Musikwissenschaftler, der neben seiner Tätigkeit als Senior Advisor des Education-Programms auch Professor an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf ist, durch den Abend.

Kinder haben sich viele Monate mit der Musik beschäftigt

Die Schülerinnen und Schüler präsentierten Choreografien zu Pierre Boulez’ Klaviersammlung „Douze Notations“, ein anspruchsvolles Werk von einem der vielfältigsten Musiker und Musikdenker des 20. Jahrhunderts, wie Tobias Bleek betonte. Begleitet wurden sie dabei am Klavier von Antoine Gang und Vinsenso Husin von der Robert Schumann Hochschule.

Die Besucherinnen und Besucher erlebten nicht nur das Ergebnis eines langfristigen Arbeitsprozesses. Denn die Marxloher Schülerinnen und Schüler haben sich viele Monate lang mit der Musik des französischen Komponisten beschäftigt. Sie erfuhren auch, wie das Education-Programm arbeitet. „Wir hören die Musik und setzen sie in Bewegung um. Die Ideen kommen von den Schülerinnen und Schülern selbst“, erklärte Petra Jebavy, die tänzerische Leitung des Programms, und ergänzte: „Die Kinder müssen nichts im Kopf behalten. Um zu wissen, was sie tun sollen, müssen sie auf die Musik hören.“

Der Mehrwert für die Schülerinnen und Schüler ist enorm

Im Anschluss an das Werkstattkonzert diskutieren Prof. Dr. med. Eckart Altenmüller, Direktor (i.R.) des Instituts für Musikpsychologie und Musikermedizin der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, die beiden Filmemacherinnen Corinna Belz und Laurentia Genske, die aktuell an einem Dokumentarfilm über das Marxloh-Projekt arbeiten, Prof. Dr. Käte Meyer-Drawe, Professorin (i.R.) für Allgemeine Pädagogik an der Ruhr-Universität Bochum, Klaus Hagge, Schulleiter und Musiklehrer (i.R.) an der Grundschule Sandstraße, und Tobias Bleek mit interessierten Gästen über das enorme Potenzial des Education-Programms und die damit verbundenen Transferwirkungen. Die Diskussionsrunde moderierte Prof. Dr. Johannes Bilstein, Erziehungswissenschaftler und Mitglied der Klasse der Künste.

Einig waren sich alle darin, dass der Mehrwert für die Schülerinnen und Schüler enorm ist. Denn das Programm fördert nicht nur die Fähigkeit konzentriert zuzuhören. Es stärkt auch das Gemeinschaftsgefühl, das Selbstbewusstsein und das Gefühl der Selbstwirksamkeit jedes einzelnen Kindes, da die Schülerinnen und Schüler in die Entwicklung der Choreografien miteinbezogen werden. Auf den Punkt brachte es der Marxloher Schulleiter Klaus Hagge: „Ich kann etwas! Diese Erfahrung möchte ich den Kindern mitgeben.“