Neu in der Akademie: Prof. Dr. Wulf Amelung (Klasse für Naturwissenschaften und Medizin)

Der Umweltexperte, der seinen Optimismus behalten hat: Prof. Dr. Wulf Amelung erforscht Böden und wie sich Schadstoffe auf sie auswirken. Er hat Naturschäden genau im Blick und ist dennoch davon überzeugt, dass sich vieles zum Guten wendet.

Porträt Prof. Dr. Wulf Amelung

Foto: Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste / Engel-Albustin 2024

Mein erstes Geld verdiente ich als ... Doktorand auf einer halben Stelle in Bayreuth. Es war die Fortsetzung meiner Diplomarbeit. Wir sind von Kanada bis Südtexas gefahren, um zu erforschen, wie das Klima die organische Substanz in der Prärie beeinflusst.

Heute bin ich ... Leiter der Abteilung Allgemeine Bodenkunde und Bodenökologie an der Universität Bonn und im Nebenamt Direktor des Forschungszentrums Jülich für Agrosphäre. Dort untersuchen wir unter anderem die biogeochemischen Prozesse landwirtschaftlicher Systeme.

Wenn mich Menschen außerhalb meines Fachbereichs fragen, was ich beruflich mache, antworte ich ..., dass ich Bodenkundler bin. Ich befasse mich damit, wie es unseren Böden geht, wie sich bestimmte Schadstoffe darin verhalten, ob sich zum Beispiel Antibiotika in der Umwelt verbreiten und wie wir die beschädigten Böden wieder restaurieren können – also wie sich schädliche Prozesse klimaschonend umkehren lassen. Mich interessieren besonders die nachhaltige Landnutzung, Kohlenstoffspeicherung und Nährstoffkreisläufe.

Dass ich Wissenschaftler werden wollte, wusste ich ... lange gar nicht. Ich habe eigentlich immer das gemacht, wozu ich Lust hatte, und habe mich oft umentschieden. Zunächst wollte ich Jurist werden, bis ich die dicken Bücher der Rechtsgeschichte gesehen habe, die ich dafür hätte lesen müssen. Dann habe ich Geoökologie studiert. Es hat mir Spaß gemacht, zu verstehen, wie die Natur funktioniert. Erst mit der Diplomarbeit habe ich mich für die Bodenkunde entschieden.

An meiner Arbeit schätze ich besonders ..., dass ich mit so vielen unterschiedlichen Menschen zusammenkomme. Außerdem mag ich die Überraschung. Auch mit all dem Wissen, das wir haben, liegen wir mit unseren Prognosen oft falsch. Das hat etwas Amüsantes.

Ein gutes Gefühl gibt mir ... meine Familie. Außerdem freue ich mich über Ergebnisse, die mir zeigen, dass sich trotz vieler schlechter Nachrichten auch einiges zum Guten wendet. Kaputte Böden kann man restaurieren. Das Ozonloch wird kleiner. Wir haben viele Ursachen des Waldsterbens gefunden.

Ich hätte gerne schon mit 30 gewusst, dass ... es gut ist, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, auf das, was man wirklich will und keine Angst davor zu haben, auch mal große Dinge zu beginnen.

Ich bin vermutlich das einzige neue Mitglied der Akademie, das ... zur Waldorfschule gegangen ist. Ich war immer gerne in der Schule, habe erlebt, dass Lernen etwas Schönes ist. Auch danach hat mich großer Notendruck nie belastet, etwa an der Uni. Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass man in der Schule erfährt, wie man etwas lernt, nicht so sehr, was.

 

Prof. Dr. Wulf Amelung

Professor für Allgemeine Bodenkunde und Bodenökologie an der Universität Bonn und Direktor des Forschungszentrums Jülich für Agrosphäre

Klasse für Naturwissenschaften und Medizin
Ordentliches Mitglied

Emil-Ramann-Medaille für herausragende Forschung in der Bodenkunde (2019), Mitglied Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina