Dr. Jakob Kather startet Else Kröner Professur für Clinical Artificial Intelligence an der Technischen Universität Dresden.
Jakob Nikolas Kather studierte an der Universität Heidelberg Medizin und promovierte beim Deutschen Krebsforschungszentrum. Seit 2018 ist er an der Uniklinik RWTH Aachen tätig und hat seit April 2021 eine Juniorprofessur an der RWTH Aachen inne. Er leitet die Forschungsgruppe „Computational Oncology“, die computerbasierte Methoden wie Künstliche Intelligenz und Computational Modeling einsetzt, um die Diagnose- und Behandlungsansätze von Magen-Darm-Krebs zu untersuchen. In einer Kombination aus Medizin und Informatik versucht er, Darmtumore anhand von Gewebeschnitten schneller identifizieren und behandeln zu können. Seine klinischen Aufgaben an der Uniklinik RWTH Aachen umfassten insbesondere die Gebiete der Onkologie, Gastroenterologie und Medizinische Intensivmedizin. Zum 1. Juni besetzt er die neu geschaffene Else Kröner Professur für Clinical Artificial Intelligence am Else Kröner Fresenius Zentrum für Digitale Gesundheit der Technischen Universität Dresden.
Dr. Kather, herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen. Sie beginnen zum 1. Juni eine Professur an der Technischen Universität in Dresden. Was erwartet Sie bei Ihrer neuen Arbeitsstätte?
Das EKFZ für Digitale Gesundheit an der TU Dresden ist eine einzigartige Institution in Deutschland. Hier wird die Arbeit in interdisziplinären Forschungsteams ganz selbstverständlich gelebt. Mein Team und ich teilen dieselbe Vision: über die medizinischen Disziplinen und die Zusammenarbeit im Klinikalltag hinaus zu forschen. Daher lernen Medizinerinnen und Mediziner programmieren und Forschende aus der Informatik oder technischen Fächern lernen im Gegenzug, relevante Probleme in der Klinik zu identifizieren und zu lösen. An der TU Dresden können wir die Zukunft der Medizin entscheidend mitgestalten.
Ihre „Spezialität“ ist die Kombination aus Medizin und Informatik – Sie setzen auf computergestützte Prozesse zur Krebserkennung und -behandlung. Wie sind Sie zu dieser besonderen Interdisziplinarität gekommen?
Ich habe mir schon als Kind Programmieren beigebracht und immer gerne am Computer gearbeitet. An der Universität Heidelberg konnte ich parallel zum Medizinstudium auch Medizinphysik studieren, was sehr hilfreich war, um die technischen und mathematischen Grundlagen zu erlernen. Leider kommen Informatik und technische Themen bisher praktisch gar nicht im Medizinstudium vor. Meiner Erfahrung nach hat ein Teil der Medizinstudierenden großes Interesse, mehr hierüber zu lernen. Ich sehe es als meine Aufgabe an, diese Lücke zu füllen und junge Medizinerinnen und Mediziner darin zu unterstützen, solide technische und informatische Grundlagen zu erlernen.
Interdisziplinäres Arbeiten ist auch DAS Stichwort im Jungen Kolleg der Akademie – wie konnten Sie von der fächerübergreifenden Zusammenarbeit mit den anderen Stipendiatinnen und Stipendiaten profitieren?
Die fächerübergreifende Zusammenarbeit im Jungen Kolleg hat mir viel Spaß gemacht, da man oft insbesondere an Medizinischen Fakultäten kaum Kontakt zu anderen Bereichen der Universität hat. Außerdem gibt es gesellschaftliche Themen, die Fachgrenzen überschreiten und so wichtig sind, dass wir sie nur gemeinsam angehen können. Hier denke ich beispielsweise an die existenzielle Notwendigkeit, einen lebenswerten Planeten zu erhalten, indem wir als Gesellschaft unseren Lebensstil drastisch ändern. Als Arzt und Wissenschaftler bin ich sicher, dass das unsere größte Aufgabe in den nächsten Jahren ist. Dieses Thema haben wir im Jungen Kolleg oft gemeinsam aus verschiedenen Blickwinkeln diskutiert.
Im Januar 2020 wurden Sie offiziell in das Junge Kolleg aufgenommen, knapp zwei Monate später kam der erste Lockdown. Ihre Zeit in der Nachwuchsinstitution war also vor allem geprägt durch die Coronapandemie. Konnten Sie dennoch auch persönliche Kontakte knüpfen?
Ja, das war dank virtueller Zusammentreffen möglich und die Kontakte möchte und werde ich auch weiterhin aufrechterhalten.
Von Aachen nach Dresden – quasi einmal quer durch die Republik. Werden Sie NRW und der Akademie dennoch verbunden bleiben?
Ja, das werde ich sehr gerne! NRW ist für mich auch eine Heimat geworden und bringe mich hier sehr gerne als Alumnus ein.