Pandemien aus der Sicht eines Virologen
Prof. Dr. Oliver T. Keppler, LMU München
Pandemien gab es in der Menschheitsgeschichte immer wieder: Im Mittelalter waren Pest, Pocken und Cholera als Infektionskrankheiten Geiseln der Menschheit. Die Spanische Grippe, verursacht durch ein Influenza A-Virus, hat am Ende des Ersten Weltkriegs Millionen zusätzlicher Todesopfer gefordert. Aber auch das HI-Virus und das Hepatitis B-Virus stellen zumeist außerhalb des öffentlichen Rampenlichts aktuell große Herausforderungen für Medizin, Wissenschaft und die globale Gesundheit dar. Oliver Keppler wird aus persönlicher Sicht über Pandemien und insbesondere über die COVID-19-Pandemie berichten. Was haben wir gelernt, was müssen wir verbessern? Welche Forschungsfelder zu Risiken und zur Eindämmung neuer Pandemien sind in Zeiten von Klimawandel, schrumpfenden Lebensräumen für Wildtiere und Globalisierung von besonderer Bedeutung? Wird eine Vogelgrippe die nächste globale Bedrohung durch Viren werden? Welche Rolle spielen Interdisziplinarität und internationale Netzwerke für die Pandemiebewältigung?
Prof. Dr. med. Oliver T. Keppler, geboren 1968 und aufgewachsen in Freiburg i. Br., ist Virologe, Facharzt und HIV-Forscher. Oliver Keppler hat in Heidelberg und Freiburg i. Br. Humanmedizin studiert und früh seine Leidenschaft für die Virologie entdeckt. Nach seiner virologischen Promotion in Heidelberg und nach klinischer Tätigkeit in der Inneren Medizin am Kantonsspital Bruderholz in Baselland, Schweiz, forschte er auf dem Gebiet der Virologie in Heidelberg und in San Francisco, USA. Nach Facharztweiterbildung und Habilitation in Heidelberg war er von 2012 bis 2015 Direktor des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum und Ordinarius an der Goethe- Universität in Frankfurt am Main. Seit Oktober 2015 ist er Vorstand der Virologie des Max von Pettenkofer-Instituts und Lehrstuhlinhaber für Virologie an der Ludwig-Maximilians- Universität München. Das Institut ist der Hauptversorger für Infektionsdiagnostik am Klinikum der LMU und beheimatet unter seiner Leitung auch das Nationale Referenzzentrum für Retroviren. Während der COVID-19-Pandemie haben Keppler und seine Arbeitsgruppe wissenschaftliche Beiträge zu verschiedenen Themenkomplexen erbracht, insbesondere bei der Infektionsdiagnostik, bei der Aufklärung von Transmissionsketten und Risikofaktoren der Infektion in der klinischen Versorgung, sowie mit Untersuchungen zur Immunität nach Impfung und Infektion gegenüber SARS-CoV-2 und seinen Virusvarianten. Die evidenzbasierte Bekämpfung und Prävention pandemischer Virusinfektionen stellen einen Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeit dar.