Professor Dr. Alexander Grünberger tritt W2-Professur an der Universität Bielefeld an

Im Interview spricht der ehemalige Stipendiat der Akademie über seine Zeit im Jungen Kolleg und berichtet von seinen Erfahrungen mit Lehre und Forschung während der Corona-Pandemie. Alexander Grünberger wird dem Jungen Kolleg auch weiterhin als assoziiertes Mitglied angehören.

Herr Grünberger, im Januar wurde Ihre Junior-Professur an der Universität Bielefeld zu einer W2-Professur verstetigt. Damit endet Ihr Akademie-Stipendium. Sie haben sich aber dazu entschlossen, dem Jungen Kolleg auch weiterhin als assoziiertes Mitglied anzugehören. Was schätzen Sie an dem Austausch im Jungen Kolleg besonders?

Zunächst bin ich sehr dankbar, dass es die Möglichkeit gibt, weiterhin als assoziiertes Mitglied an zentralen Veranstaltungen der Akademie teilnehmen zu können. Das Junge Kolleg bietet ein Umfeld für die Begegnung mit Personen, die für ihre Fachdisziplin brennen und aufgeschlossen gegenüber anderen Themengebieten sind. Dies ermöglicht und erleichtert den Austausch und die interdisziplinäre Diskussion über verschiedene Themen sowohl in den Arbeitsgruppen, den verschiedenen Veranstaltungsformaten wie dem Forschungstag als auch den Klassensitzungen der Mutterakademie. Ich bin immer wieder begeistert über die Vielfalt von Blickwickeln zu verschiedenen Thematiken. Das hat auch meine Neugierde auf viele Themen (wieder-)geweckt. Insbesondere trifft das auf mir fachlich weit entlegene Themen der Kunst, Geschichte oder Literatur zu, mit denen ich in meinem Forschungsalltag wenig Kontakt habe.

Sie haben bereits eine Vielzahl von Erfahrungen an verschiedenen Forschungsstandorten gesammelt – auch international. Warum haben Sie sich jetzt dafür entschieden, in Nordrhein-Westfalen und an der Universität Bielefeld zu bleiben?

Meine Forschung an der Schnittfläche zwischen Biologie und Technik ist sehr interdisziplinär ausgelegt. Die Universität Bielefeld bietet, insbesondere mit dem Zentrum für Biotechnologie (CeBiTec), eine Plattform und ein Umfeld, das auf fächerübergreifende Kooperationen und Projekte ausgelegt ist. Man trifft hier auf Forschende aus den Naturwissenschaften und der Informatik mit großer Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Ich konnte in den vergangenen Jahren zahlreiche Kooperationen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus anderen Disziplinen in Ostwestfalen-Lippe und NRW aufbauen und möchte diese gerne vertiefen. Auch wenn ich als Verfahrenstechnikingenieur in Bielefeld eher ein Exot bin, gibt es zahlreiche Anwender für die von mir entwickelten Systeme und somit zahlreiche Forschungssynergien. Weiterhin bietet die Neugründung der Medizinischen Fakultät an der Universität Bielefeld die Chance für neue Kooperations- und Anwendungsgebiete der mikrofluidischen Systeme, die meine Arbeitsgruppe entwickelt.

Die aktuelle Pandemie hat auch den Alltag an den Universitäten maßgeblich auf den Kopf gestellt. Neue Arbeits- und Lernformen mussten entwickelt und etabliert werden. Mobiles Arbeiten ist jedoch nicht immer möglich. Wie gehen Sie mit den Einschränkungen für Forschung und Lehre in Ihrem Arbeitsbereich um?

Zunächst war alles eine große Umstellung, nicht nur für mich, sondern auch für meine Arbeitsgruppe. Wir haben etwas Zeit gebraucht, um neue Formate von Gruppendiskussionen, Kommunikation und Lehre auf Distanz zu finden. Inzwischen haben wir uns aber daran gewöhnt, auch wenn es natürlich nicht das Gleiche ist wie in Präsenz. Insbesondere im Laboralltag sind die Einschränkungen schwierig, weil durch Hygieneschutzkonzepte Arbeiten oft nicht mehr wie gewohnt ausgeführt werden dürfen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Arbeitsroutinen den neuen Rahmenbedingungen anpassen müssen. Dies hat auch Auswirkung auf Abschlussarbeiten und Laborpraktika, die nur unter Einschränkungen und oft mit zeitlichem Mehraufwand durchgeführt werden können. Hier arbeiten wir stark daran, individuelle Lösungen für jeden einzelnen Studierenden zu finden, um Nachteile durch die Pandemie zu vermeiden. Für uns Betreuerinnen und Betreuer ist das allerdings oft mit zusätzlichem Zeit- und Arbeitsaufwand verbunden. Die Pandemie hat uns alle vor neue Herausforderungen gestellt. Die hierdurch eingeführten neuen digitalen Kommunikations-, Lehr- und Prüfungsformate bieten aber auch Chancen, die für den Lehr- und Forschungsalltag nach Corona eruiert und etabliert werden sollten.